Reha nach Hüftfrakturen

18.12.2024

Teilbelastung hat keinen Vorteil

In der Schweiz gibt es immer mehr ältere Menschen. Das liegt daran, dass die Lebenserwartung steigt und weniger Kinder geboren werden. Dieser demografische Wandel spiegelt sich im Gesundheitswesen wider: Die Zahl der Krankenhausaufenthalte aufgrund von Hüftfrakturen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Gab es im Jahr 2005 noch 9019 Fälle, so waren es 2023 schon 13 819 Fälle – das ist ein Anstieg von über 50 Prozent.

Gerade bei älteren Patientinnen und Patienten ist es wichtig, nach einer Hüftoperation schnell wieder auf die Beine zu kommen, weil andernfalls die Gefahr der Bettlägerigkeit zunimmt. Deshalb beginnt die Rehabilitation normalerweise bereits wenige Tage nach der Operation. Die Kliniken Valens bieten an zehn stationären und diversen ambulanten Standorten in den Kantonen St. Gallen, Graubünden, Appenzell Ausserrhoden und Zürich umfassende Rehabilitationsangebote, unter anderem für muskuloskelettale Erkrankungen wie Hüftfrakturen. Neben der Behandlung betreiben die Kliniken Valens eigene Forschung, um ihre Therapien stetig zu verbessern.

Nikolaus Kramm arbeitet seit 2022 als Assistenzarzt an verschiedenen Standorten der Kliniken Valens. Während seiner Arbeit fiel ihm auf, dass einige Patientinnen und Patienten nach operativ versorgten Hüftfrakturen mit der Empfehlung einer Teilbelastung überwiesen wurden, obwohl die aktuellen medizinischen Leitlinien bei unkomplizierten Fällen und älteren Patientinnen und Patienten eine sofortige Vollbelastung empfehlen. «Wir setzen uns nicht über die Empfehlungen der zuweisenden Ärztinnen und Ärzte hinweg, aber wir wollten untersuchen, ob eine Teilbelastung tatsächlich Vorteile für die Rehabilitation bringt», erklärt Kramm.

Bei der Patientenaufnahme wird neben der Diagnose auch die Empfehlung zur Teil- oder Vollbelastung erfasst. Zudem werden bei Ein- und Austritt Tests hinsichtlich Mobilität und Selbstständigkeit durchgeführt. Somit konnte Kramm für seine Studie auf die passenden anonymisierten Patientendaten aus den Kliniken Valens zurückgreifen. Der Vergleich dieser Daten zeigte, dass es zwischen den beiden Patientengruppen – denjenigen, die die Reha mit einer Teilbelastung absolvierten, und denen, die mit Vollbelastung agierten – keine Unterschiede gab, weder bei der Mobilität noch bei der Selbstständigkeit.

«Die Ergebnisse unserer Studie legen nahe, dass die Teilbelastung keinen Vorteil bringt», erklärt Kramm. Fraglich sei zudem, ob eine gewünschte Teilbelastung überhaupt eingehalten werde, selbst wenn diese empfohlen und geschult wurde. Der Arzt erläutert: «Der einzige Grund, warum ältere Patientinnen und Patienten nicht voll belasten, sind Schmerzen. Wenn diese – auch dank moderner minimalinvasiver Operationstechniken – nicht vorhanden sind, belasten sie das Bein voll.»

Kramms Studienergebnisse, die demnächst in einem medizinischen Fachverlag veröffentlicht werden, könnten dazu beitragen, die Praxis der Teilbelastung nach Hüftfrakturen zu überdenken. Kramm hofft, dass seine Erkenntnisse zu einer schnelleren und effektiveren Rehabilitation führen und Patientinnen und Patienten nach Hüftoperationen rascher wieder mobil werden.

Klinikgruppe Valens
Taminaplatz 1
7317 Valens

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