Kulturelles Erbe neu erleben

03.02.2024

Pilotprojekt verknüpft Kunst und Technologie

«Man schützt nur, was man schätzt, und man schätzt nur, was man kennt», beschreibt die Kulturvermittlerin Britta Pollmann die Motivation für das institutionsübergreifende Projekt «Kultur gestalten». Dieses wird aktuell am Schweizerischen Institut für Informationswissenschaft der Fachhochschule Graubünden entwickelt.

Projektleiterin und Bildungsforscherin Vera Husfeldt erläutert die Projektidee: «Wir wollen zeigen, wie durch die Kombination von digitalen Technologien und künstlerischer Mitwirkung der Bevölkerung kulturelles Erbe bewahrt und zugänglich gemacht werden kann. In einem ersten Schritt soll dies am Beispiel der Künstlerfamilie Giacometti aus Stampa dargestellt werden.» Sie betont, dass das Projekt noch ganz am Anfang steht: «Mit einer Grundfinanzierung durch die Fachhochschule Graubünden können wir das Konzept nun entwickeln.»

Daniel Klinkhammer, Dozent für User Experience und Human-Computer Interaction an der Fachhochschule Graubünden, und Marco Giacometti, Nachfahre der berühmten Künstlerfamilie, vervollständigen das vierköpfige Projektteam. Giacometti lebt in Stampa und engagiert sich seit 2009 mit dem von ihm gegründeten Centro Giacometti dafür, dass das Wissen um das Werk und die Biografien seiner Vorfahren in deren Geburtsort nicht in Vergessenheit gerät: «Stampa und das Bergell bildeten den fortwährenden und verbindenden Bezugspunkt für Giovanni, Augusto, Alberto und Diego Giacometti. Seit diesem Frühjahr können Giacometti-Liebhaberinnen und -Liebhaber auf dem Themenweg ‹Sentiero Giacometti› Orte der Familie entdecken. Ab Juli sind drei dokumentarische Ausstellungen geplant, und es wird daran gearbeitet, das Geburtshaus von Augusto Giacometti für kulturelle Zwecke umzunutzen. Leider sind in Stampa nur ganz wenige Gemälde und Skulpturen der Künstler zu finden. Diese werden beispielsweise in Kunstmuseen in Chur, Zürich, Paris oder New York ausgestellt.»

Pollmann erklärt, wie das Projekt einen neuen Bezug zwischen der einstigen Heimat der Künstler und ihren Kunstwerken herstellen könnte: «Teilhabe am kulturellen Erbe ist uns sehr wichtig. Kunstwerke und altes Kulturgut können inspirieren und heute Menschen zusammenbringen, um gemeinsam Neues zu erschaffen. So könnten Menschen in Wertschätzung des ursprünglichen Werks von Augusto Giacometti an verschiedenen Orten Teile eines Mosaiks gestalten, die physisch oder digital zusammengefügt werden. Das Endergebnis könnte in Stampa präsentiert werden. Auf diese Weise würde in einem partizipativen Projekt ein neues Werk entstehen, das dem Künstler aus dem Bergell gewidmet ist.» Klinkhammer ergänzt: «Mit digitalen Technologien wie beispielsweise Augmented Reality und Virtual Reality wollen wir nicht nur den digitalen Zwilling des Mosaiks abbilden, sondern das Kunstwerk virtuell erlebbar machen.» «Längerfristig haben wir ein nationales Projekt im Sinn. Dazu werden wir unser Konzept ausarbeiten und weitere Fördermittel beantragen», erläutert Husfeldt die nächsten Schritte.

 

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