Forschung als Hoffnungsträger

28.05.2025

Krebstherapien entwickeln sich rasant weite

«Kein anderes medizinisches Fachgebiet entwickelt sich so rasant wie die Onkologie», erklärt der junge Arzt Tämer El Saadany. Zudem bedeutet es ihm viel, dass die Onkologie eine intensive Arzt-Patienten-Beziehung ermöglicht. «Krebspatienten und -patientinnen befinden sich oft in Extremsituationen. Es ist wichtig, dass sie nicht nur medizinische Betreuung, sondern auch menschlichen Beistand erhalten.» Einen Grossteil seiner Facharztausbildung absolvierte El Saadany in der Onkologie am Kantonsspital Graubünden (KSGR). Dort führen Ärztinnen und Ärzte zahlreiche klinische Studien durch, um neue Erkenntnisse möglichst schnell in die Praxis umzusetzen.

Die klassische Chemotherapie war lange Zeit die wichtigste Behandlungsmethode bei Krebs. «Chemotherapeutika wirken, indem sie sich gegen schnell wachsende Zellen richten – Tumorzellen, aber leider auch gesunde Zellen», erklärt El Saadany. In den letzten Jahren haben sich zwei weitere Behandlungsansätze etabliert: Immuntherapien und personalisierte Therapien. Die Immuntherapie ist eine Revolution in der Krebsmedizin. «Das körpereigene Immunsystem patrouilliert ständig und eliminiert normalerweise Zellen, die sich nicht so benehmen, wie sie sollten», so El Saadany. Bösartige Tumore können sich jedoch tarnen, um nicht erkannt zu werden. «Mit Immuntherapien gelingt es, diese Tarnung aufzuheben, sodass das Immunsystem den Tumor wieder angreifen kann.» Ein zweiter Durchbruch ist die personalisierte Therapie. Während Chemotherapie gegen alle sich schnell teilenden Zellen wirkt, setzt die personalisierte Therapie an spezifischen molekularen Eigenschaften der Tumorzellen an. «Forschende untersuchen, welche genetischen Besonderheiten der Tumor hat, um ihn gezielt zu bekämpfen», erläutert El Saadany. Diese Form der Behandlung ist hochwirksam und mit weniger Nebenwirkungen verbunden.

Warum Immuntherapien nicht bei allen Patienten wirken, ist eine Schlüsselfrage der Krebsforschung. «Beim Lungenkrebs weiss man eigentlich, dass Raucherinnen besser auf Immuntherapie reagieren als Nichtraucherinnen», berichtet El Saadany. In einer Studie untersuchte er, ob sich dieser Effekt auch bei anderen Krebsarten wie Haut-, Nieren- oder Speiseröhrenkrebs zeigt. Seine Analyse von 700 Patienten aus der Schweiz und Österreich lieferte jedoch ein unerwartetes Ergebnis: Es liess sich kein klarer Unterschied in der Wirkung der Immuntherapie zwischen Rauchern und Nichtrauchern feststellen – nicht einmal beim Lungenkrebs. «Das hat mich überrascht, denn bisher galt es als gesichert, dass Raucher besser auf diese Therapie ansprechen.» Da die Patientenzahlen in der Studie begrenzt waren, geht El Saadany dieser Frage nun weiter nach. Ein Forschungsaufenthalt am renommierten Princess Margaret Cancer Centre in Toronto, Kanada, soll helfen, mit grösseren Datenmengen genauere Erkenntnisse zu gewinnen.

Trotz aller Fortschritte bleibt Krebs eine der tödlichsten Krankheiten weltweit. Doch El Saadany sieht in der Forschung einen wichtigen Hoffnungsträger. Sein Ziel ist es, die Onkologie weiter voranzubringen und neue Wege zur Behandlung von Krebs zu finden. «Am wichtigsten ist, den Patienten und Patientinnen Hoffnung zu geben.»

Kantonsspital Graubünden
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