22.05.2024
Was ist zu beachten bei älteren Patientinnen und Patienten?
Die Chirurginnen und Chirurgen am Kantonsspital Graubünden (KSGR) führen jährlich etwa 15 000 Operationen durch. Als eines von zwölf Traumazentren schweizweit deckt das KSGR ein breites Behandlungsspektrum ab. Von dem hier vorhandenen, umfangreichen Fachwissen profitiert auch der Assistenzarzt Maksym Polt. Er absolviert einen Teil seiner chirurgischen Ausbildung an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Departement Chirurgie. Neben seiner praktischen Ausbildung interessiert sich der promovierte Mediziner Polt auch sehr für die Forschung. Daher war Polt sofort bereit, kürzlich an einem unfallchirurgischen Forschungsprojekt unter der Leitung von Christian Michelitsch (Leitender Arzt Unfallchirurgie) mitzuwirken. Polt erläutert den Hintergrund der Studie: «Die operative Behandlung von Beckenbrüchen gehört zu unserem klinischen Alltag. In den letzten Jahrzehnten hat es bedeutende Fortschritte gegeben, insbesondere im Bereich der minimalinvasiven Techniken zur Stabilisierung des Beckens. Beckenbrüche betreffen neben Personen im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt Menschen um die 70 Jahre am zweithäufigsten.» Er erklärt weiter: «Daher wollten wir untersuchen, wie geeignet eine spezifische minimalinvasive Technik für Patienten und Patientinnen über 65 Jahre ist. Bei dieser Technik wird ein Titanstab unter steter Röntgenkontrolle im oberen knöchernen Kanal des Kreuzbeins eingebracht und der hintere Beckenring somit stabilisiert.» Polt führt aus, welche zwei Ziele das Forschungsteam mit der Studie verfolgt: «Einerseits wollten wir herausfinden, wie gross der Anteil der älteren Patienten und Patientinnen ist, bei denen diese Technik aufgrund von anatomischen Verhältnissen nicht möglich oder nicht genug sicher ist. Dazu haben wir 107 Computertomographie- Bilder des knöchernen Beckens von Patientinnen und Patienten über 65 Jahre analysiert, die keine Vorgeschichte von Beckenfrakturen oder anderen krankhaften Veränderungen hatten. Bei der Auswertung stellten wir fest, dass in 44 Prozent der Fälle der knöcherne Kanal für eine sichere Implantation des Stabes zu eng war, wobei die Höhe des Kanals besonders problematisch war. Zweitens wollten wir untersuchen, ob bestimmte anatomische Merkmale im Becken älterer Menschen ein guter Indikator für einen zu engen Kanal sind. Tatsächlich fanden wir ein Merkmal, das eine klare statistische Korrelation mit einem zu engen Kanal aufwies.» Diese Erkenntnisse tragen zur Verbesserung der Versorgung von Patientinnen und Patienten bei, betont Polt: «Wenn wir bereits vor einer Operation mithilfe von CT-Bildern feststellen können, dass der knöcherne Kanal zu eng ist oder ein bestimmtes anatomisches Merkmal darauf hinweist, können wir alternative Planungen vornehmen. Patientinnen und Patienten mit einem zu engen oberen knöchernen Kanal können dennoch minimalinvasiv operiert werden, indem eine andere Art der Stab- oder Schraubenstabilisation ausgewählt wird.» Um das Wissen auch anderen Chirurginnen und Chirurgen zugänglich zu machen, wird die Studie unter anderem beim Jahreskongress des Swiss College of Surgeons Ende Mai in Davos präsentiert. Auch eine Veröffentlichung in einer medizinischen Fachzeitschrift ist geplant.
Kantonsspital Graubünden Departement Chirurgie, Chur
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